Gestern Abend. Bahnhof Minden. Wir haben noch Zeit.
Eine kleine Gruppe Menschen kommt auf den Bahnsteig, eine Frau, zwei Männer, von denen einer kahlköpfig ist, gekleidet in Springerstiefel, Tarnhose, Bomberjacke.
Alle drei noch jung, Mitte zwanzig.
Der Kahlköpfige küsst das Mädchen, der zweite Mann steht daneben.
Mir wird bang, das bloße Erscheinen dieses glatzköpfigen Mannes löst bei mir eine starke Verunsicherung aus.
Ich beobachte diese Gruppe aus dem Augenwinkel.
Denke darüber nach, was für Mut es braucht, Zivilcourage zu zeigen!
Und bin mir im gleichen Moment sicher, dass es ganz allein meine Entscheidung ist, wie ich mich verhalte und ob ich mich einmischen würde.
Eine Bahn fährt ein.
Die zwei Männer verabschieden sich von dem Mädchen und gehen auf die Bahn zu.
Ihren Gang kenne ich, tausendmal in Dokumentationen gesehen: aufrechte Deutsche.
Sie steigen ein.
Ein junger Mann mit Migrationshintergrund, der bereits in der Bahn saß, steigt wieder aus. Zufall?
Eine junge Schwarze geht über den Bahnsteig und steigt in die Bahn. Mein Blick folgt ihr und ich bin erleichtert, dass sie sich im Abteil nicht in die selbe Richtung bewegt, wie die zwei Männer, der Kahlköpfige.
In dem Moment trifft mich eine Erkenntnis:
Es gibt Menschen, die haben keine Wahl.
Wie fühlt sich eine schwarze Frau, ein Mann mit Migrationshintergrund, ein homosexuelles Pärchen, behinderte Menschen, Menschen, die nicht dem Ideal der rechten Ideologie entsprechen, Angesichts eines solch offensichtlich Rechten???
Ich habe einen Kloß im Hals.
Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, in der Menschen Angst haben müssen.
Nie wieder ist jetzt!!!
Seid da!
Seid laut!
Stärken wir uns den Rücken, dass Zivilcourage nicht aus Angst der fehlenden Unterstützung wegen, ausstirbt!!!
In diesem Sinne
Petra